LN-Bericht v. 21.08.2019
 

Diskussionen um eine städtische Baugesellschaft gehen weiter

Eigentumswohnungen wie hier in Cleverbrück sind in den letzten Jahren in Bad Schwartau viel errichtet worden. Es mangelt aber an bezahlbarem Wohnraum zur Miete.

Die Stadt Geesthacht hat es vorgemacht. 2013 hat die Stadt eine eigene Wohnungsbaugesellschaft gegründet. Bislang wurden 75 Wohneinheiten neu gebaut, weitere 141 sind in Planung. „Der Bedarf an sozialem Wohnungsbau ist immens“, berichtete Markus Prang, der von Hause aus Jurist und Immobilienfachmann ist. In Geesthacht ist Prang nicht nur der Chef der Stadtwerke, sondern auch Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, alles in eine Hand zu geben und Entscheidungen der Gesellschaft raus aus der politischen Diskussion zu nehmen“, sagte Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze (SPD). Gemeinsam mit Prang stand Schulze kürzlich dem Hauptausschuss der Stadt Bad Schwartau Rede und Antwort. Der Informationsbesuch machte aber auch eines deutlich: Eine eigene Baugesellschaft gründet man nicht, um eine schnelle Rendite zu machen. Vielmehr müsse man die ersten zehn bis 15 Jahre noch etwas dazuschießen. „Es gibt auch nicht nur den einen Königsweg zum Erfolg“, erklärte Prang. Entsprechend unterschiedlich wurden auch die Ausführungen aufgenommen.

Ohne Ziel, keine Entscheidung

Carsten Dyck (CDU): „Die Voraussetzungen waren in Geesthacht ganz andere. Ohne einen starken Kooperationspartner macht es keinen Sinn, eine eigene Gesellschaft zu gründen.“ Uwe Beckmann (SPD): „Seit drei Jahren wollen wir schon eine eigene Baugesellschaft gründen. Die CDU spricht immer nur davon, den sozialen Wohnungsbau fördern zu wollen, aber das sind nicht mehr als nur Lippenbekenntnisse.“ Folkert Jeske (Grüne) und Suzann Kley (FDP) forderten unisono, erst einmal gemeinsam Ziele zu definieren. „Bevor wir uns entscheiden, müssen wir doch sagen, wo wir hinwollen“, sagte Kley. Bürgermeister Uwe Brinkmann (parteilos): „Die Ausführungen haben mich nur darin bestärkt, an dem Weg, eine städtische Baugesellschaft zu gründen, festzuhalten. So kann das Bauamt durchstarten, damit in den kommenden Jahren 100 Wohnungen in Bad Schwartau gebaut werden können.“

Wohnungsbestand macht den Unterschied

Das Modell Geesthacht ist allerdings nicht einfach für Bad Schwartau kopierbar. Im Gegensatz zu Geesthacht verfügt Bad Schwartau über keinen nennenswerten eigenen Wohnungsbestand. „Wir wollten eigentlich damals verkaufen, aber keiner wollte die Wohnungen haben. So groß war der Investitionsstau“, berichtete Schulze. Dass sich kein Käufer gefunden hat, entpuppte sich im Nachhinein als Glücksfall. Die Politik beschloss einstimmig, eine eigene Wohnungsbaugesellschaft als Stadtwerke-Tochter zu gründen. Das Ziel lautete: Wohnraum schaffen und Altbestand sanieren. Zudem sollte sich die Gesellschaft nur tragen und keine Gewinne machen. Hilfreich dabei seien natürlich auch die Mieteinnahmen und Förderungen durch die Investitionsbank gewesen. Für rund acht Millionen Euro gingen die 170 Wohnungen in den Besitz der neuen Gesellschaft über. Heute haben die Wohnungen bereits einen vielen höheren Wert. Zur Wertsteigerung der Immobilien wollten die Geesthachter aber keine Angaben machen. Laut Prang sei es auch ohne eigenen Wohnungsbestand sinnvoll, eine Baugesellschaft zu gründen. Nur so könne man langfristig auf den Wohnungsmarkt in der eigenen Stadt Einfluss nehmen. Um das finanzielle Risiko zu minimieren und die Personalstruktur kleinzuhalten, empfahl er den Bad Schwartauern zu prüfen, ob nicht auch eine Kooperation mit größeren Wohnungsbauunternehmen oder Genossenschaften sinnvoll sein könnte.

Quote für sozialen Wohnungsbau in B-Plänen festschreiben

Um den sozialen Wohnungsbau zu fördern, bedient sich die Stadt Geesthacht auch eines anderen Instruments, das sehr wohl gut zu kopieren ist. „Bei Neubau-Projekten wird in den B-Plänen festgeschrieben, dass 25 Prozent der Wohnungen dem sozialen Wohnungsbau entsprechen“, berichtete Bürgermeister Schulze. Grundsätzlich sei der Bedarf so groß, dass sich Investoren davon nicht abschrecken lassen.

Von Sebastian Prey

 

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